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18.09.2012
NETZSTABILITäT SORGT FüR ZUFRIEDENE MITARBEITER.
Mangelnde Zuverlässigkeit von Mobilfunknetzen beeinträchtigt IT-Dienstleister. Die mangelhafte Zuverlässigkeit der Mobilfunknetze in Deutschland kann betriebswirtschaftliche Schäden in der IT-Branche verursachen. Diese ließen sich weitgehend minimieren, sagt Winald Kasch, Geschäftsführer der FORTIS IT-Services GmbH, nicht aber die Unzufriedenheit der Mitarbeiter bei häufiger auftretenden Störungen des Mobilfunknetzes.

Die Zeitschrift „Chip“ hatte jüngst die Qualität von Mobilfunknetzen getestet und dabei festgestellt, dass ihre Zuverlässigkeit vor allem aufgrund des Smartphones-Booms deutlich gesunken ist. „Die Netze werden immer voller, die Zuverlässigkeit sinkt“, heißt es da. Beim Websurfen, aber auch bei der http-Datenübertragung sind mehr Verbindungsabbrüche als im Vorjahr festgestellt worden. Besonders während Bahnfahrten und in gering besiedelten Regionen ist die Anbindung an Mobilfunknetze schlecht.

Die Hoffnung auf eine Umkehr dieses Negativtrends ist mit dem schnellen LTE-Standard verbunden, der in diesem Jahr zwar bereits getestet wurde, aber noch nicht in die Bewertung eingegangen ist. LTE kann als Technik der vierten Mobilfunkgeneration laut Chip-Test frühestens ab kommendem Jahr dabei helfen, die Netze mittel- bis langfristig zu entlasten. Parallel zur Einführung des LTE-Standards wird aber auch die Menge an Nutzern der Mobilfunknetze weiter steigen, denn ein Ende des Smartphone-Booms ist nicht absehbar. Neben der eigentlichen Telefonie machen den Netzen die vielen oft verborgenen mobilen Internetanfragen zu schaffen. Netzverfügbarkeit ist für die IT-Branche ein Muss „Wir haben uns als IT-Dienstleister zunächst vergegenwärtigt, wie stark unsere Abhängigkeit von der Netzverfügbarkeit ist und anschließend nach Möglichkeiten gesucht, die aktuelle Situation zu verbessern“, erklärt Winald Kasch. Ausgangspunkt der Überlegungen im Hause FORTIS war die Tatsache, dass fast alle Mitarbeiter auch mit mobilen Geräten wie Smartphones und Notebooks arbeiten und dass in der IT-Branche die Verfügbarkeit des Mobilfunknetzes ebenso wie des Internets die Voraussetzung für eine Vielzahl der üblichen Arbeitsabläufe ist. Einige Tätigkeiten ließen sich jedoch auch ohne Netzempfang erledigen, wie Programmierungen offline, Telefonate über Festnetz oder Kundenbesuche und -gespräche. „Die betriebswirtschaftlichen Schäden bei einem Netzausfall lassen sich einigermaßen minimieren, nicht jedoch das ungute Gefühl eines Ärgers über die Abhängigkeit von einem möglicherweise unzuverlässigen Versorger“, so Geschäftsführer Kasch. Damit seine mobile Infrastruktur möglichst gut funktioniert, hat das Unternehmen FORTIS das Preis-Leistungs-Verhältnis seines Mobilfunkanbieters auf den Prüfstand gestellt und daraufhin den Anbieter gewechselt. Darüber hinaus wurden alle auf das Geschäft bezogenen Geschäfts-Anwendungen in die Cloud gelegt, damit die Mitarbeiter auch bei Ausfall einer lokalen Netzversorgung von unterwegs oder ihren jeweiligen Home Offices aus darauf zugreifen können. Fast keine Untersuchungen zu Schadenshöhe von Netzausfällen In Sachen „Business Solutions“ können die Carrier eigentlich nur verschiedene Bandbreiten und Tarife anbieten. Die Entwicklung der Servicequalität in IP-Netzen stagniert jedoch seit Jahren, ohne dass IP-Pakete etwa nach Typ priorisiert zugestellt werden könnten. Wenn die vertraglich festgeschriebenen Leistungen nicht zuverlässig geliefert werden, sind Minderungsforderungen, vorzeitige Kündigungen oder Schadensersatzklagen möglich. Doch die entstehenden betriebs- und volkswirtschaftlichen Schäden durch Ausfälle in Mobilfunknetzen sind beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und beim Hightech-Verband BITCOM noch nicht untersucht worden. Bei beiden Branchenverbänden wird die Zuverlässigkeit der Mobilfunknetze jedoch als ein Thema der Zukunft betrachtet.

Einzig zu Schäden durch Internetausfall ist eine Untersuchung von Thomas Dübendorfer und einem Team der ETH Zürich verfügbar, das bereits 2004 Auswirkungen eines Breitband-Internetangriffs auf die Schweiz durchgerechnet hat. Viele Unternehmen, so ihr Fazit vor acht Jahren, sind sich nicht darüber bewusst, wie abhängig sie vom Internet sind, und welche finanziellen Schäden ihnen dabei drohen. Die Forscher identifizierten vier verschiedene Arten von Schäden: durch Ausfallzeiten, Reparaturkosten, Schadensersatzforderungen und Kundenverluste. Demnach könnte ein eintägiger Internetblackout nur für die Schweiz einen Schaden von 5,8 Milliarden Schweizer Franken erzeugen. Einzelne Würmer erzeugten bereits bis zu 10 Milliarden US-Dollar Schaden. Der in Deutschland entstehende volkswirtschaftliche Schaden dürfte noch weit höher liegen. chip.de, 28.08.2012: „Der härteste Netztest aller Zeiten“, http://www.chip.de/artikel/Der-haerteste-Handy-Netztest-aller-Zeiten_57281029.html bvdw.org, 22.05.2012: „Deutsche Internetnutzer kommunizieren intensiver mit mobilen Endgeräten“, http://www.bvdw.org/medien/bvdw-deutsche-internetnutzer-kommunizieren-intensiver-mit-mobilen-endgeraeten?media=3906 tik.ee, 07.09.2004, Thomas Dübendorfer et.al.: „An Economic Damage Model for Large-Scale Internet Attacks“, http://www.tik.ee.ethz.ch/~ddosvax/publications/talks/risklab-economic_damage_model-duebendorfer_2004.ppt.pdf