Aktuelles.

19.11.2012
NEUGIER UND GESTALTUNGSWILLE.
FORTIS IT-Services GmbH macht gegensätzliche Erfahrungen mit IT-Studenten. Beim 7. nationalen IT-Gipfel in Essen wurde der Fachkräftemangel jüngst als ein „Generationenproblem“ bezeichnet, das nach Ansicht von Dieter Kempf, Chef des Branchenverbandes BITKOM, auf Fehler in den 1960-er Jahren zurückzuführen sei. Nach Auffassung der Verantwortlichen von FORTIS handelt es sich dabei derzeit aber eher um ein „Problem mit der Generation“.

Anfang November an der Uni Hamburg: Die FORTIS IT-Services GmbH ist Förderunternehmen des Masterstudiengang „IT-Management und Consulting“ und hat beim jüngsten Kickoff-Meeting der Neuanfänger teilgenommen. Das Engagement der Förderunternehmen reicht von der Einführungsveranstaltung über ein etwa dreiwöchiges Praktikum für Zweitsemester bis zu einem großen Projekt für Drittsemester, das rund drei Monate umfasst. Erschreckende Arbeitsvorstellungen junger IT-ler Unter dem Titel „Arbeits- und Lebenswelten“ leitete die FORTIS HR-Managerin Stephanie Ruppert einen von drei Workshops: „Dabei sind wir auf erschreckende Arbeitsvorstellungen bei den jungen IT-lern von morgen gestoßen“. Auf die Frage nach der Motivation der Studenten kamen vielerlei Bedenken wie: „Keine Mails nach 18:00 Uhr!“, „Nicht mehr als 40 Stunden in der Woche“, „Angst vorm Burnout“ und „Wer bei Gleitzeit später kommt, wird komisch angeguckt“. „Viele künftige Management- und Consulting-Absolventen zeigten eine große Angst, dem Chef nicht zu gefallen, etwas falsch zu machen und generell Verantwortung zu übernehmen“, erklärt Recruiting-Fachkraft Ruppert, „die Studenten bauten viele abschreckenden Szenarien auf. Dabei sollten sie als IT-Experten doch neugierig und künftigen Anstellungen gegenüber positiv eingestellt sein!“ Ein einziger Teilnehmer wich von diesem Tenor ab und meinte, dass IT für ihn Kunst bedeute, er würde gerne selbstbestimmt und auch von zu Hause aus arbeiten. Eigene Strukturen schaffen Diesen Ansatz bestätigen Malte Schoss und Johannes Stein, zwei ITMC-Drittsemester, die von Mitte Oktober bis Anfang Januar ein großes Projekt bei FORTIS betreuen. Die herausfordernde Aufgabe besteht darin, eine neue IT-Vision für das Unternehmen aufzubauen. „Unsere erste Präsentation war noch viel zu universitär“, sagt Malte Schoss, und Johannes Stein ergänzt: „Es gab bereits einen großen Lerneffekt nach der ersten Woche. Viele klassische Konzepte sind methodisch hier gar nicht anwendbar.“ Dabei ist FORTIS gar nicht so anders als andere Entwicklungsschmieden. Das Unternehmen hat jedoch das aus der Software-Entwicklung bekannte Prinzip der Agilität konsequent auf die gesamte Betriebsführung ausgeweitet. Für einzelne Kunden sind agile Business Teams aktiv, deren Mitarbeiter große Entscheidungsbefugnisse haben. Malte Schoss fühlt sich in diesen Strukturen pudelwohl: „Bei der ITMC-Konferenz Mitte des Jahres hatte Winald Kasch uns Mut gemacht, dass junge IT-Professionals ihre eigenen Strukturen schaffen und selbst etwas verändern können.“ Inzwischen sieht er diese Aussicht bestätigt, „zum Beispiel an seinen Ergebnissen und nicht anhand der Anwesenheit gemessen zu werden.“ Affinität zu Agilität Beide Studenten zählen zu den Mitveranstaltern der alljährlichen ITMC-Konferenz im vergangenen Juni. Dort war FORTIS-Geschäftsführer Winald Kasch aufgefallen, dass einige Teilnehmer Bedenken hegten, der Einzug von mobiler IT könnte zu einer unausgeglichenen Work-Life-Balance führen – noch ehe sie überhaupt erste praktische Berufserfahrung gesammelt haben. „Ganz unabhängig von mobiler IT sollte die persönliche Zufriedenheit die wichtigste Grundlage für produktive und leidenschaftliche Mitarbeit sein“, ist Geschäftsführer Kasch überzeugt. Daher spielt „Freude“ eine zentrale Rolle in der Art, wie FORTIS seine Beziehungen zu Kunden und zu Mitarbeitern führt. Entsprechend heißt auch das Projekt der beiden IT-Studenten „Freude durch IT“. Beide erleben diese Freude nun selbst bei der Arbeit. Jedoch hatten sie auch schon vor Projektbeginn eine Affinität zu Agilität. Johannes Stein erklärt: „Andere Unternehmen sind hierarchischer. Aber ich habe mein Ziel vor Augen, bin mir bewusst und bereit selbst anzupacken.“ Insofern kommt für ihn die bestehende Gleitzeit-Regelung auch der Work-Life-Balance zu Gute.

Malte Schoss glaubt, dass Selbstmanagement-Skills und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen nötig sind. Seine Erwartungen an mittelständische Unternehmen wurden übertroffen: „Der ganze Laden ist mit einem durchgängigen Corporate Design versehen, das erzeugt einen einheitlichen Spirit. Da habe ich echt etwas ganz Neues kennengelernt.“ Johannes Stein sieht seine Wertevorstellungen durch FORTIS beeinflusst: „Die Tätigkeit hat mir einen enormen Schub gegeben. Ich möchte jetzt nicht mehr unbedingt in einem Großkonzern arbeiten. Hier herrscht ein frischer und innovativer Spirit, den ich für meinen künftigen Berufswunsch mitnehme.“ ‚Durchpowern oder Dienst nach Vorschrift’ ist nicht Dass Studenten bei Infoveranstaltungen viele Bedenken äußern, sieht Stephanie Ruppert mittlerweile gelassen: „Zeitweise drängte sich der Eindruck auf, als gebe es in den Köpfen nur die Extreme ‚Durchpowern bis zum Burnout’ oder „Dienst nach Vorschrift’.“ In der Praxis relativiere sich diese Ansicht aber relativ zügig, Nachwuchskräfte lernten gewöhnlich schnell, sich eigene Grenzen zu setzen und bewusst Verantwortung zu unternehmen: „Wenn ich am Abend müde bin, brauche ich auf keine Mail mehr zu antworten. Ich muss selber wissen, wann ich meine Geräte ein- und wieder ausschalte.“ Sie wünscht sich von jungen, topp ausgebildeten Absolventen mehr Neugier und Gestaltungswille. Zum Unternehmen passend hat sie mit den jetzigen Projektstudenten jedenfalls viel Freude. FORTIS hat bei der erstmaligen Teilnahme am Wettbewerb „Hamburgs beste Arbeitgeber“ 2012 überraschend einen Platz in den TOP 20 erreicht.