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Frank Seiß stellt auf idw-online ein neues Buch des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung ISF in München vor, das den digitalen Wandel in der Angestellten-Welt beleuchtet.
Das Buch „Lean und agil im Büro“ ist eine im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung entstandene Studie, die erklärt, welche Rolle das Konzept der Agilität für die Neuorganisation von Angestelltenarbeit spielt und welche Gestaltungsnotwendigkeiten sich daraus ableiten. Prof. Dr. Andreas Boes, Vorstandsmitglied am ISF München betont, dass die Studie Pionierarbeit leiste, weil sie die Angestellten in den Fokus rückt, die in Deutschland die Mehrheit der Arbeitnehmer stellen.
Damit öffnet das Buch eine Sicht auf die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt, die über die Diskussion um Industrie 4.0 hinausgeht. Denn der digitale Wandel findet auch in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sowie in der Verwaltung statt. Andreas Boes hat beobachtet:
„Immer mehr Industrieunternehmen krempeln Angestelltenjobs derzeit regelrecht um. Prozessorientierung, Transparenz, Leistungskontrolle und neue Belastungsszenarien treffen zunehmend auch die Beschäftigten in den sogenannten indirekten Bereichen.“
Insbesondere in den hochqualifizierten Bereichen werde das Prinzip der Agilität dabei zum zentralen Ansatzpunkt für eine Industrialisierung von Kopfarbeit. Im Rahmen seiner Studie ist das Forschungsteam genau diesem Trend auf den Grund gegangen. Das Buch zeigt auf, wie die Menschen die damit einhergehenden Veränderungen konkret in ihrem Arbeitsumfeld erleben und welche Handlungs- und Gestaltungsbedarfe sich daraus ableiten.
Einige Konsequenzen dieser Veränderungen sind bislang noch unklar. So könnte es geschehen, dass sich im Zuge des neuen Leitkonzepts der Agilität Ansätze durchsetzen, die Kopfarbeit „wie am Fließband“ organisieren. Denkbar sind aber auch Strategien, die die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um die Handlungsspielräume der Beschäftigte zu erweitern und sie in die Lage versetzen, selbstständig zu agieren, kollektiv zu lernen und in Eigenverantwortung Innovationen zu generieren.
Arbeitsforscher Boes sieht in einem solchen Empowerment die richtige Leitorientierung für eine erfolgreiche Gestaltung der digitalen Arbeitswelt. Das Forschungsprojekt wurde von 2013 bis 2016 von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF München) durchgeführt. Im Fokus der Studie stehen die Felder Software-Entwicklung, industrielle Forschung und Entwicklung sowie Verwaltung.
Ihre empirische Basis bilden 13 Kurzfallstudien auf der Grundlage von 38 explorativen Experteninterviews sowie sechs Intensivfallstudien mit insgesamt 190 Beschäftigteninterviews und Gesprächen mit Managern und Betriebsräten. Die im Rahmen des Projekts untersuchten Unternehmen kommen aus den Bereichen IT, Automotive, Maschinenbau und Elektrotechnik.
Andreas Boes, Tobias Kämpf. Barbara Langes und Thomas Lühr: »Lean« und »agil« im Büro – Neue Organisationskonzepte in der digitalen Transformation und ihre Folgen für die Angestellten. Transcript, Bielefeld. 2018. Verlagsinformationen und Open-Access-Download unter http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4247-6/lean-und-agil-im-buero.