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23.05.2018
JOBMOTOR DIGITALISIERUNG.

Eine Reihe von Studien prognostiziert gute Stellenaussichten bedingt durch die Digitalisierung – Geänderte Anforderungsprofile

Entgegen der Befürchtung vieler Beschäftigten kann die Digitalisierung zum Jobmotor werden. Darauf weist Annette Speck auf springerprofessional.de hin. Sie zitiert verschiedene Studien, die das Entstehen vieler Jobs im Rahmen der digitalen Transformation prognostizieren. Voraussetzung für ein „blaues Jobwunder“ (so der Titel) ist jedoch, dass Arbeitnehmende entsprechende Kompetenzen nachweisen können.

Die Autorin zitiert eingangs Kurt Vogler-Ludwig, der in der hauseigenen Zeitschrift Wirtschaftsdienst 12-2017 eine Klarstellung zu „Beschäftigungseffekten der Digitalisierung“ veröffentlicht hat. Darin thematisiert er die Ängste des Jobverlusts vieler Beschäftigter und stellt fest:

„Ob diese Arbeitsplatzverluste auftreten, ist allerdings eine offene Frage, denn die positiven Wachstums- und Beschäftigungseffekte der Informationstechnik werden häufig vernachlässigt.“

Diese positiven Effekte bestätigen mehrere Quellen: Laut Studie „Skills Revolution 2.0“ der Manpower Group planen 87 Prozent der Arbeitgeber in der DACH-Region, im Zuge der Automatisierung ihre Belegschaftszahlen zu halten oder sogar aufzustocken. Befragt wurden im vergangenen Oktober 20.000 Arbeitgebern in 42 Ländern. Demnach droht der stärkste Stellenabbau bei Verwaltungs- und Bürotätigkeiten. Stellenzuwachs wird vor allem in den Bereichen „Vertrieb“ sowie „anderes Personal mit Kundenkontakt“ erwartet.

Auch die Studie „Digitale Transformation 2018“ der Digitalberatung etventure und der GfK sieht erstmals bei Großunternehmen eine Jobzunahme durch die Digitalisierung voraus. Dazu wurden im Januar und Februar 2018 rund 2.000 Digitalentscheider in Großunternehmen in Deutschland befragt. Während im Vorjahr noch die Pessimisten überwogen, prognostiziert nun gut jeder vierte Konzern oder große Mittelständler (26 Prozent) einen Jobzuwachs, die Mehrheit von 57 Prozent vermutet gleichbleibende Beschäftigtenzahlen. Nur 17 Prozent rechnen mit einem Jobabbau.

Mangelhaft qualifiziert für neue Stellenprofile 

Zu demselben Ergebnis kommt das Kapitel „Digitalisierung der Arbeitswelt“ im Springer-Fachbuch „Die informatisierte Service-Ökonomie“. Die Autoren Sarah Henneberger-Sudjana und Fred Henneberger sehen durch die aktuelle Entwicklung

„die Ausbreitung und Zunahme nicht-standardisierter, atypischer Beschäftigungsformen begünstigt“.

Das heißt, es entstehen zwar jede Menge neue Jobs, die digitale Transformation muss keineswegs zum Jobkiller werden. Doch die zu Beschäftigenden müssen andere Qualifikationen vorweisen, um sich erfolgreich auf die neuen Stellenprofile bewerben zu können. Gemäß der Erhebung „Digitale Transformation 2018“ halten nur 38 Prozent der Befragten ihre Belegschaft für ausreichend qualifiziert für die zu erwartenden Veränderungen. Das sind noch vier Prozent weniger als im Vorjahr. etventure-Geschäftsführer Philipp Depiereux schlussfolgert:

„Die Digitalisierung führt zu neuen Anforderungen an die Mitarbeiter und schafft völlig neue Jobprofile. Deshalb müssen Unternehmen schon heute massiv in die digitale Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um sie auf diesen Wandel vorzubereiten.“

Digitalisierung bedeutet Kulturwandel 

Dabei ist die von der Manpower-Studie ausgerufene „Skills Revolution“ angeblich längst voll im Gange. Arbeitgeber suchen demnach aktuell vor allem Kommunikations- und Organisationstalente (88 bzw. 73 Prozent). Diese seien jedoch am schwersten zu finden. Menschen mit Führungsqualitäten seien dagegen immer weniger gefragt (28 Prozent). Zudem vermisst rund ein Drittel der befragten Arbeitgeber bei Bewerbern Problemlösungskompetenz und die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren.

Annette Speck bezeichnet diesen Wandel der Anforderungen zusammen mit ihren Kollegen Ulrich Lenz und Pirie Grützmacher als Kulturrevolution. Das althergebrachte Verständnis von Führung würde dadurch auf den Kopf gestellt. Klassische Begriffe wie Hierarchie, Top-down-Kommunikation, Informationsmonopole sowie „Command and Control“ hätten ausgedient.

Vielmehr sei durch die Digitalisierung kompetente, menschliche Führung bedeutsamer denn je. Führung definiere sich eher „über kontextabhängige, flexible Rollen als über individuelle Positionen", zitiert sie Lenz und Grützmacher. Die externe Rolle von Führungskräften werde vorrangig durch Kooperation und Vernetzung bestimmt und Entscheidungsprozesse würden zunehmend auf Teams verlagert. Als wichtigstes Einstellunsgkriterium wird daher Lenrbereitschaft empfohlen.