Transformation ist mehr als Change

Transformationsexpertinnen Kathrin Köster und Helga Pattart-Drexler verdeutlichen auf trend.at den Unterschied

Am Bild der Entwicklung von einer Raupe zum Schmetterling machen zwei österreichische Expertinnen den Unterschied zwischen Transformation und Change klar. Die Transformation gleiche dem Entpuppen, ein Change hingehen mache aus einer Raupe nur eine veränderte Raupe.

Die Transformationsexpertin Kathrin Köster sieht einen „Tsunami der Disruption“ (so der Titel des Beitrags) auf fast alle Branchen zukommen, der Unternehmen dazu zwinge ihr Geschäftsmodell komplett zu überdenken. Dies zeige, dass das Wesen der Veränderung eine neue Dimension mit dramatischen Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben bekommen habe. Change-Prozesse griffen daher zu kurz, ist ihre Überzeugung.

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Gemeinsam mit Helga Pattart-Drexler, Head of Executive Education der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien, gestaltet Kathrin Köster Führungskräfte-Programme. Die Darstellung eines Unternehmens als Raupe entspricht deren dauernden Hunger nach Wachstum. Jedoch würden Unternehmen, die ihre Tätigkeiten beibehielten und dabei nur mit adaptierten Strategien oder besseren Methoden ihre Effizienz verbessern wollten, immer noch eine Raupe bleiben – wenn auch vielleicht eine schnellere Raupe.  Helga Pattart-Drexler bemängelt, dass viele Unternehmen auf Aktionismus ausgerichtet seien und nur einem vagen Gefühl folgend etwas Neues ausprobierten:

„Dabei wäre erstmal angesagt, auf die Bremse zu treten und sich Zeit zu nehmen für eine Neuorientierung. Leider wird das häufig mit Stillstand verwechselt.“

Jedoch liefere der vermeintliche Stillstand genau jene Kraft, um eine echte Transformation, eine Wandlung von innen anzustoßen. Um im Bild zu bleiben, muss sich die Raupe zuerst zurückziehen, innehalten und sich in einen Kokon einpuppen. Pattart-Drexlers Tipp lautet: mit zeitraubendem Micro-Management aufhören und sich Zeit für Reflexion freischaufeln. Ein Change verlaufe eindimensional immer auf derselben Schiene, die Transformation dagegen multidimensional, erklärt Kathrin Köster:

„Transformation ist immer eine Veränderung der Haltung, des Mindsets und der gesamten Unternehmenskultur. Transformation kann allerdings Change-Prozesse   beinhalten, die für mehr Effizienz in bestehenden Abläufen sorgen.“

Die Transformation enthält eine klare Neuausrichtung, und einen neuen „Purpose“, der sinnstiftend als Antriebskraft für die Transformation dienen soll. Anstelle einer Gewinn­maximierung würden „purpose-driven Companies“ heute meist ein Ziel zur Verbesserung der Gesellschaft anstreben. Selbst Shareholder würden notwendige Veränderungen meist verstehen.

Besonders wichtig sei daher, den benötigten Mut vorzuleben. Deshalb solle auch jede und jeder Einzelne im Unternehmen etwas zur Transformation beitragen. Führungskräfte könnten das etwa in persönlichen „Transformation Journals“ festhalten. Helga Pattart-Drexler empfiehlt sich um mehr Freiraum zu bemühen. Freiraum ermögliche im Nebel der Transformation klarer zu sehen und Dinge in Frage zu stellen.

Kathrin Köster hat dazu ein CORAFA-Modell entwickelt. Dieses fordert von Führungskräfte Courage, Openness, Resilience, Appreciation, Focus, Action-Orientation (Mut, Offenheit, Widerstandsfähigkeit bzw. innere Stabilität, Wertschätzung, Fokus und Umsetzungsstärke). Anstelle wie unter früheren Führungskräften verbreitet Emotionen im Business unter­drücken und sie irgendwann nicht mehr im Griff zu haben, brächten gesunde Emotionen Zugkraft und Überzeugung.

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